Masterentwurf

Der ehemalige Handelshafen in Magdeburg ist momentan nur noch ein Schatten seiner selbst. Einstmalig war er einer der größten Umschlagplätze von Waren wie Salz, Zucker und Weizen. Nun liegen die Anlagen still und nur noch Relikte aus alten Zeiten sind übrig geblieben. Besonders die zwei Reichseinheitsspeicher, die früher einmal Herzstück der Anlage waren, erinnern an die imposanten Mengen und Dimensionen, die hier täglich gehandelt und bewegt wurden. Heute ist der Handelshafen in den Wissenschaftshafen umgewidmet, jedoch ist bisher nicht viel von dieser Widmung spürbar, immer noch dominieren ungenutzte Freiflächen und leere Gebäude das Areal. Wie kann der Wissenschaftshafen also wieder die ehemalige Kraft entwickeln, die mit der Zeit verloren gegangen ist?

Eine Antwort auf diese Frage stellen die noch vorhandenen Verkehrslinien dar, die das gesamte Gebiet begleiten. Zum einen die Wasserwege, die Elbe und das Hafenbecken auf Ost und Westseite, die qualitative Räume bieten. Zum anderen die Straßen und Wege, die das Erleben und das Schlendern am Wasser ermöglichen, sowie die Erreichbarkeit sowohl mit Rad als auch mit PKW ermöglichen. Und zu guter Letzt die alten Schienenanlagen, die sich wie zwei Schlangen von Norden über die Hubbrücke auf die Halbinsel legen. In diesen Linien liegen ungenutzte Versorgungsadern, die neues Blut und somit neues Leben in das Gebiet bringen können. Ziel ist es also, die Stärken und Potenziale dieser Adern anzuzapfen und auszuschöpfen. Wo früher primär Schuttgut umgeschlagen würde, soll heute ein Generator entstehen, ein Generator der Neues produziert, angefangen von Innovationen bis hin zu Kultur und Kunst.

Kern dieses Areals soll die neue Akademie der Künste sein, die sich in ein produktives Umfeld einsetzt und so einen Pol und Identität für den Ort schafft. Der industrielle Charakter des Gebietes soll erhalten bleiben, eine direkte Anbindung zur Stadt besteht auf dem Fußweg nicht, so wird die Akademie zu einem Anziehungsort, der einlädt zu ihm zu reisen, ob mit Bus, Bahn, Auto oder Rad. Die Halbinsel wird also mit dem Erweitern der vorhandenen Verkehrslinien mit dem Rest der Stadt verbunden. Gerade der Charakter des ehemaligen Hafengebietes im Gegensatz zu der Kunstakademie stellt eine interessante Spannung dar, die es zu stärken gilt. Die neue Akademie eignet sich die zwei leerstehenden Silos an und spannt mit einem Neubau einen Raum auf, der Platz und Freiheit für das künstlerische Schaffen bietet.

Silos sind immer Speicher von etwas. Ob es sich um Weizen, Zucker oder auch Salz handelt, es gilt das Innere vor äußeren Einflüssen zu schützen. Die beiden Silos werden zu dienenden Skulpturen, die gewisse Funktionen der Akademie in sich aufnehmen. Auf Seite des Hafenbeckens nimmt das Silo Verwaltung, Studios und die Bibliothek in sich auf. Die Struktur wird mit geringen Eingriffen aufgewertet und nutzbar gemacht. Das Silo auf Seite der Elbe hingegen bleibt als rohe Struktur erhalten, die als Kunstkörper Ausstellungen aufnehmen soll und Platz und Raum für experimentelles Arbeiten bietet.

Der Riegel, der sich in der Mitte der beiden Silos aufspannt, beinhaltet alle weiteren Nutzungen: Veranstaltungssaal, Bar/Kantine, Aufenthaltsbereiche, Tanzräume und einen Werkbereich. Hier wird Kunst und Kultur produziert. Im Süden ein eher extrovertierter Bau mit großzügigem Foyer, der sich im Verlauf Richtung Norden zu einem introvertierterem Bau wandelt. Der nördliche Teil ist primär für die Kunstschaffenden gedacht und bildet ruhige und private Bereiche aus, die von Grün umschlungen sind.

Diese drei Gebäude werden durch das Podest, welches aus dem alten Schienennetz entstammt, zu einem Ensemble. Die unterschiedlichen Außenräume, die so entstehen, können je nach Bedarf und Orientierung unterschiedlich genutzt werden und bieten unterschiedliche Qualitäten. Ob Vorplatz, Ausstellungsraum, Werkbereich, Bühne, Klassenraum, Treffpunkt, der Vorstellung sind keine Grenzen gesetzt.